Am 25.05.11 war Thilo Sarrazin in die Mayersche Buchhandlung in Aachen gekommen, um aus seinem Buch zu lesen.
Ich freue mich, dass 200 Menschen aller Altersklassen am Mittwoch den Weg zum Veranstaltungsort gefunden haben, um gegen Sarrazin und seine Parolen zu demonstrieren und für Integration einzutreten. Leider wurde die Versammlung von Krawallen überschattet, die dem friedlichen Protest und der kritischen Darstellung von Sarrazin sicher nicht dienlich sind, weil sie vom eigentlichen Thema ablenken.
Wir Grüne haben uns zu Sarrazin und seinen Aussagen im Vorfeld eindeutig in einer Presseerklärung und Offenem Brief positioniert:
Die Gedanken sind frei – aber Brandstifter brauchen wir in Aachen nicht!
„Die Lesung des ehemaligen Berliner Senators Sarrazin in Aachen aus seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ bedroht das offene Klima unserer Stadt, in der Menschen aus 156 Nationen frei und geachtet leben können. Der „Tag der Integration“ und die Grundsteinlegung für die neue Moschee im Ostviertel vor gut einer Woche sind eindrucksvolle Beispiele, wie eine vielfältige Kultur Teil der Identität unserer Stadt geworden ist.
Menschen verschiedener Religion, Weltanschauung und Herkunft haben ihren Platz hier gefunden. Sie stellen eine lebenswichtige Bereicherung dar. Viele junge Menschen aus aller Welt studieren an der RWTH. Hier gebo-rene Kinder von Zugezogenen aus aller Welt sind genauso Oecher wie die Ur-Ur-Enkel der Erbauer unserer Kaiserstadt. Und Flüchtlinge aus zahlreichen Kriegsgebieten unserer unfriedlichen Welt bekommen Schutz vor Verfolgung und Folter.
Integration in Schulen, am Arbeitsplatz, im Stadtviertel und in Vereinen ist eine lang geübte Praxis. Die Erfolge sind überall sichtbar, viele Projekte fördern die Integration in Aachen. Konkrete Probleme im Miteinander und Vorurteile gibt es trotz allem. Ein friedliches Miteinander zu schaffen bleibt daher eine dauerhafte Aufgabe. Diese Konflikte zu lösen ist möglich. Tagtäglich arbeiten beruflich und ehrenamtlich viele Aachener daran. Ihnen allen gebührt Respekt und Dank.
Wer aber wie Thilo Sarrazin stigmatisierende und scheinwissenschaftliche Polemik betreibt, hat es nicht verdient, Gehör zu finden oder gar als mutiger Aufklärer zu gelten. Wer biologische und genetische Verschiedenheit als Ursache für soziale Probleme erklärt, bewegt sich auf einem gefährlichen Pfad. Gerade mal siebzig Jahre ist es her, dass in unserem Land eine rassistische Ideologie am Ende Verfolgung und Tod für Millionen brachte.
Sarrazin ist ein Symbol. Auch er kann sich auf Meinungsfreiheit berufen. Wir in Aachen brauchen aber keine Brandstifter, die sich auf ihn berufen können. Wir haben einen „Tag der Integration“, aber auch immer ein ganzes Jahr der Integration. Wir haben ein „Welthaus“ für alle, aber wir sind auch als Stadt ein offenes Welthaus. Das kann uns Sarrazin nicht kaputt machen.
Für die GRÜNEN in Aachen,
Sabine Göddenhenrich Martine Kremer Hilde Scheidt
Sprecherin Vorstand Sprecherin Vorstand Bürgermeisterin der Stadt Aachen“