Das Ende einer friedlichen Demonstration
Ein Interview mit der Aachener Zeitung zu den Krawallen aus Anlass der Lesung von Thilo Sarrazin in der Mayerschen Buchhandlung:
Wie bewerten Sie die Vorfälle während des Sarrazin-Besuches in der Mayerschen Buchhandlung?
Hilde Scheidt: So ein Protest darf nicht in Worten und Taten eskalieren. Als ich hinkam, habe ich viele junge Leute gesehen. Ich finde es richtig und wichtig, dass es viele Menschen gibt, die die Thesen Sarrazins und seinen Besuch in dieser Stadt nicht unterstützen. Aber ich habe mich sehr geärgert über den Angriff auf die Buchhandlung und die Beschimpfungen der Besucher. Ich möchte mich von den Beteiligten deutlich distanzieren. Diese Vorfälle dienen nur dazu, die Fronten zu verhärten. Nun kann man wieder sagen: Immer diese Linken…
Hätten Sie nicht eingreifen müssen, als die Situation eskalierte?
Hilde Scheidt: Ich habe mit den Leuten versucht zu reden, aber man kann mit ihnen nicht reden. Die brauchen diese Art der Auseinandersetzung. Deswegen bin ich gegangen.
Aber das Mikrofon der Wortführer war nur wenige Meter von Ihnen entfernt. War es dennoch unerreichbar?
Hilde Scheidt: Das bekommt man nicht so einfach. Da wird man schnell abgewimmelt. Bei diesen krawalligen Gruppen handelt es sich um eine ganz eigene Szene. Ich beobachte das mit Sorge. Diese Leute sind nicht an Inhalten interessiert, die sind nur auf Ärger aus. Sie sind für jede friedliche Demonstration das Ende und friedliche Demonstranten – und das waren 80 Prozent der Anwesenden – werden mit dieser Gruppe identifiziert.
Lässt sich die angesprochene Szene überhaupt erreichen?
Hilde Scheidt: Wir werden am Runden Tisch gegen Rechts das Thema noch mal ansprechen. Aber wir werden diese Leute nicht von der Straße holen können. Man kann sich nur von ihnen distanzieren.