Welches Land wollen wir sein?
so lautete der Titel einer durch das Institut für Philosophie und Diskurs (LOGOI) in Aachen veranstalteten Diskussion.
Überall in Deutschland wird das Thema „Die offene Gesellschaft“ diskutiert, initiiert von Alexander Carius, Dipl. Politikwissenschaftler. Am vergangenen Sonntag waren die Räume des Institutes in der Jakobstraße voll von interessierten Menschen, die dieses Thema beschäftigt.
Es gibt viele Diskussionen um die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen in unserer Gesellschaft, die oft sehr konträr geführt werden. So waren zu LOGOI auch Menschen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen gekommen, es gab zu wenige Sitzplätze, so groß war das Interesse.
Dr. Wolfram Eilenberger, Philosoph und Chefredakteur des „Philosophie Magazin“ leitete seine Ausführungen ein mit der Utopie des Wortes, wieviel Unterschiedliches Worte bedeuten können: Viel Gutes und Viel Böses. Und er sprach von der Freiheit des Denkens, von der philosophischen Freiheit des Denkens. Es waren interessante Aspekte, die uns alle zum Nachdenken bringen.
Inge Heck-Böckler, Sprecherin der Aachener Gruppe von Amnesty International, berichtete von der täglichen Arbeit mit Flüchtlingen und stellte fest, dass der Ton seit dem Jahreswechsel rauer geworden sei. Norbert Greuel, Vorstandsmitglied der Stiftung Lebensraum in Aachen und Betreuer des Projektes „Willkommen“ für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, hatte sich Gedanken darüber gemacht, was er sich für sein Land wünscht. So zum Beispiel: „Ich möchte in einem Land leben, in dem unsere Werte nicht an der Grenze aufhören.“
Als Teilnehmerin der impulsgebenden Runde stellte ich die politische Arbeit in Aachen dar. Der Vergleich mit der Situation während des Bosnien-Krieges 1994 liegt für mich nahe. Wir haben das damals auch geschafft. Auch damals kamen Muslime und Christen als Flüchtlinge bei uns.
In Aachen habe ich in den 20 Jahren meiner Tätigkeit nie erlebt, dass Flüchtlinge dazu benutzt wurden, politisch Stimmung zu machen. Das liegt sicherlich auch daran, dass man sich über die vielen Jahre hinweg kennt und austauscht und damit einen guten Boden zum miteinander arbeiten bereitet hat.
Dr. Eilenberger erläuterte den Begriff „Krise“. Man spricht von Flüchtlingskrise, gemeint ist damit eine eindeutig negative Darstellung. Die „Krise“ (lt. Wortherkunft) beschreibt aber eine positive Wende, einen Höhepunkt einer schwierigen Situation, aber auch den Wendepunkt einer Entwicklung. „Krise“ kommt aus dem Griechischen und bezeichnet eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation. Die Wortwahl zur derzeitigen Flüchtlingssituation beschreibt also selbst, dass sich eine Veränderung ergibt.
Auch nach zweistündiger Diskussion wollte diese kein Ende nehmen. Im Anschluss standen Menschen noch lange in Gruppen zusammen und diskutierten weiter. Ich fand, es war eine sehr interessante und gelungene Veranstaltung.
weitere Infos zur bundesweiten Debatte unter www.die-offene-gesellschaft.de
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