Der diesjährige Aachener Friedenspreis ging an die „Lebenslaute“ und an „Codepink“.
Am 1. September 2014, dem Antikriegstag und in diesem Jahr der Tag, an dem vor 75 Jahren mit dem deutschen Angriff auf Polen der zweite Weltkrieg begann, wurde in der Aula Carolina der Aachener Friedenspreis an die Gruppen Lebenslaute und Codepink verliehen.
Beide Gruppen sind mit unkonventionellen Aktionen im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt.
Die Anerkennung ihrer Arbeit durch die Verleihung des Aachener Friedenspreises ist ein wichtiges Signal für Friedensarbeit.
Der 1.9.2014 war überschattet von den Beschlüssen der Bundesregierung und der Zustimmung des Bundestages zur Waffenlieferung an kurdische Milizen im Nordirak. Das diese Entscheidung am Antikriegstag gefällt wird, ist bizarr und klingt höhnisch. Während in Aachen ein Zeichen für den Erhalt des Friedens gesetzt wird, sind die Signale aus Berlin ganz andere. Wo findet sich da der Wunsch von 70% der Bevölkerung wieder, die gegen diese Waffenlieferungen sind?
Die Laudatorin Gabriele Krone-Schmalz griff in ihrer Rede diese Aspekt auf:
„Heute Morgen im Radio hat eine Kollegin einem Politikwissenschaftler die berechtigte Frage gestellt: was läuft da schief, wenn 70% der Bevölkerung gegen diese Waffenlieferung sind, aber die überwältigende Mehrheit des Bundestages dafür, und die Antwort ihres Gesprächspartners lief darauf hinaus, dass wir in Deutschland schließlich keine direkte Demokratie haben – da läuft also nichts schief – und Abgeordnete und Regierung hätten nun einmal gegenüber der Bevölkerung eines Wissensvorsprung. Das müsse man akzeptieren.“
Und weiter: „Pardon, ich akzeptiere das nicht. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: es sind falsche politische Entscheidungen von denjenigen mit dem unterstellten Wissensvorsprung, die uns alle erst in solche Situationen bringen, in denen der moralische Druck unerträglich wird und in der Frage gipfelt: willst du etwas durch deine pazifistische Gefühlsduselei dazu beitragen, dass unschuldige Menschen abgeschlachtete werden.
Nein, das will ich ganz und gar nicht und jetzt ist es in der Tat im Grunde unmöglich, das Richtige zu tun, es ist die klassische Situation einer Tragödie, man kann sich nicht mehr zwischen richtig und falsch entscheiden, sondern nur noch zwischen falsch und falsch. Aber es wird Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen….. Dazu gehört, sich zu informieren, umfassend zu informieren – so gut es geht – sich zu Wort zu melden, friedlich, gewaltfrei und aufrecht Farbe zu bekennen und sich nicht einschüchtern zu lassen….. … In der Wirtschaft kosten falsche Entscheidungen Geld, in der Politik hin und wieder den Frieden. Feindbilder haben in der Geschichte immer eine verheerende Rolle gespielt…… Wer zum Frieden beitragen möchte, muss sich von Entweder-Oder-Positionen verabschieden, es gibt nicht nur gute und Böse, es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, es gibt ganz viel dazwischen. ..… Frieden ist harte Arbeit, die es hin und wieder auch nötig macht, keine Rücksicht darauf zu nehmen, was gerade als political correct gilt oder in den Mainstream passt.“
Ich freue mich über eine gelungene Veranstaltung in der Aula Carolina, mit Preisträgern, in die mit ihrem Engagement den Aachener Friedenspreis mehr als verdient haben und einer Laudatorin, die uns alle mit Ihrer engagierten Rede darin bestärkt, den gewaltfreien Weg, ohne Waffenlieferungen, weiterzugehen.
Die vollständigen Reden der Preisträger, der Laudatorin und des Vorsitzenden des Aachener Friedenspreises können Sie hier nachlesen.